Bujinkan

Gikan Ryû Koppo Jutsu

(Schule der Wahrheit, Treue und Gerechtigkeit)

Gikan Ryû Koppo Jutsu bedeutet übersetzt „Schule der Wahrheit, Treue und Gerechtigkeit“. Koppo jutsu heißt übersetzt "Angriff gegen die Knochen". Diese Schule wurde in der Eiroku-Ära 1558 von Sonyu Hangan Gikanbo, auch genannt Uryu Hangan Gikanbo, Daimyo von Kawachi No Kuni (Osaka) und Fürst der Clan-Burg Uryujo, begründet. Es wurde gesagt, dass Uryu einen so starken Schlag besaß, dass er einmal eine Schwertklinge mit der bloßen Faust zerschlug. Meister Akimoto Kanai Moriyoshi lehrte ihn Hicho jutsu (Sprungtechniken) und Senban Nage (das Werfen von Klingen). Außerdem lernte er Techniken von Sougyoku Kan Ritsushi, einem Soke des Gyokko Ryû und Kotō Ryû. Über die Umstände, unter denen sich die beiden begegneten, ist leider nichts näheres bekannt.

Gegen Ende der Edo-Periode, am 17. August 1863, erhob sich die Sonno joi Rebellion 尊皇攘夷 unter dem ehrbaren Motto: "Verehre den Kaiser, vertreibe die Barbaren". Auslöser für den Aufstand war die Weigerung des Tokugawa-Shogunats, einen Befehl des Tenno zur Vertreibung der US-amerikanischen Streitkräfte auszuführen, welche das japanische Kaiserreich zu einer "Öffnung des Landes" für "Handel und Austausch mit anderen Nationen" nötigten. Es entbrannte eine heftige Schlacht, in deren Verlauf der 10. Soke der Gikan Ryû, Uryu Gikan, angeschossen und durch mehrere Schwerhiebe am Arm verwundet worden war. Nachdem er mit nur noch einem Arm weitergekämpft hatte, zog er sich in einen nahe gelegenen Tempel zurück, wo er auf den Soke der Kukishin Ryû, Ishitani Takeoi Masatsugu, traf. Dieser erfuhr von Uryu, dass die Schlacht bereits beendet war, woraufhin Ishitani ihm bei der Versorgung der Wunden half. Anschließend flüchteten die beiden nach Iga, wo Uryu Ishitani die komplette Gikan Ryû lehrte. So wurden mit Ishitani die Kukishin Ryû und die Gikan Ryû unter einem Soke vereint.

In der Meiji-Periode (1868 – 1912) arbeitete der inzwischen 61 Jahre alte Ishitani in einem Familienbetrieb, der Takamatsu Toshitsugus Vater gehörte. So ergab es sich, dass Ishitani, der wohl nicht damit gerechnet hatte, jemanden zu finden, der in der Lage ist, das zu empfangen, was er zu bieten hatte, die Gikan Ryû, Kukishinden Ryû und Tagaki Yoshin Ryû an Takamatsu Toshitsugu weitergab.

Die Maikmono Schriftrollen der Gikan Ryû enthalten Abschnitte über die Geschichte der Schule, die Namen der Gatas, geheime Angriffspunkte am Körper (Kyusho) und über die Strategien, die in dieser Ryû benutzt wurden. Aber in Bezug auf die einzelnen Techniken werden hier – im Gegensatz zu anderen Makimono – nur Bezeichnungen genannt. Aber es gibt keine Schritt-für-Schritt Erklärungen der Techniken und alle Katas ("Formen") der Gikan Ryû wurden nur mündlich überliefert. Dies war damals beabsichtigt, da man die Lehren der Schule unbedingt geheim halten wollte, auch für den Fall, dass die Schriftrollen gestohlen würden.

Somit kommt es beim Training auf die Fähigkeiten des Einzelnen an, die Schläge, Tritte, Würfe usw. richtig umzusetzen. Die Kamae sollen ungewöhnlich und sehr tief angelegt sein und ein besonders gut ausgeprägtes Gleichgewicht erfordern. Typisch für die Wurftechniken aus der Gikan Ryû ist es, den Gegner dabei nicht mit den Händen zu greifen.

Die 5 Stufen des Trainings in der Gikan Ryû sind Shoden Gata, Chuden Gata, Okuden Gata, Kaiden Gata und Menkyo Kaiden.

Ein Lehrsatz der Gikan Ryû lautet: "武風に先手なし" – "Bufu Ni Sente Nashi: Von dieser Seite kommt nicht der erste Schlag". Dies zeigt, dass es sich hierbei um eine grundsätzlich defensive Kampfkunst handelt.

Der Soke-Titel wurde von Takamatsu Toshitsugu zunächst an Akimoto Fumio weitergegeben. Ein Grund dafür war die enge Verbindung von dessen Familie mit der Shoken Ryû des Daken Taijutsu, deren Schriftrollen und densho (Überlieferung) während des 2. Weltkrieges leider zerstört wurden. Als dieser aber 1962 verstarb, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen, fiel der Titel an den noch lebenden Takamatsu zurück, der diesen dann Hatsumi Masaaki übertrug.

Hatsumi hat die Gikan Ryû in der Öffentlichkeit noch nicht gelehrt, weil sie sehr schwer sein soll.

zurück