Bujinkan

Koto Ryu Koppo Jutsu

(Den Tiger niederschlagende Schule)

Der genaue Ursprung des Koto Ryū Koppō Jutsu ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass dieser Stil einige hundert Jahre vor der offiziellen Gründung des Koto-Ryū von einem chinesischen Kriegermönch Namens Chan Busho von China über Korea nach Japan gebracht wurde. Der Name „Koto Ryū Koppō Jutsu“ bedeutet soviel wie „den Tiger niederschlagende Schule“, was auf die Spezialität dieser Ryū, den Tiger = Angreifer durch harte Schläge mit den Fingerspitzen – ähnlich einer Tigerpranke – auf Nervenzentren niederzuschlagen, verweist. Ein ähnliches Bild verwendet die Schwesterschule der Koto Ryū, die „Schule des mit Juwelen geschmückten Tigers“: Gyokko Ryū.

Die offizielle Tradition der Koto Ryū Koppō Jutsu begann während der Tenbun Zeit (1532 - 1555). Sakagami Taro Kunishige, erster Soke des Koto Ryū Koppō Jutsu, hatte die Techniken um 1542 organisiert und in eine richtige Ryū-Ha formuliert. Zweite Soke des Koto Ryū war Sakagami Minamoto Masahide, bekannt auch als „Bando“. Sakagami „Bando“ Minamoto Masahide ist die gleiche Person wie Sakagami Kotaro Masahide, 11. Soke der Gyokku Ryū. Nachdem dieser gegen Ende des Jahres 1542 in einer Schlacht gefallen war, wurde die Ryū an Sougyoko Kan Ritsushi übertragen. Dieser war ebenso Soke der Gyokko Ryū. Somit wurden die beiden Ryū in seiner Person vereint, aber getrennt gelehrt und weitergegeben. In der Folgezeit gab Toda Sakyo Isshinsai beide Kampfkünste an Momochi Sandayu weiter. Ab da wurden sie innerhalb der Iga Ryū bis hin zu Toda Shinryuken Masamitsu in der späten Tokugawa Periode tradiert. Auf ihn folgten Takamatsu Toshitsugu und Masaaki Hatsumi als Soke.

Unter den Soke der Koto Ryū Koppō Jutsu finden sich zahlreiche namhafte Ninja und Samurai, so z.B. der legendäre „japanische Robin Hood“ Ishikawa Goemon, welcher Ninjutsu von Momochi Sandayu erlernte. Der Überlieferung nach wurde Goemon nach einem gescheiterten Attentat auf Toyotomi Hideyoshi, seinerzeit der mächtigste General und eine der Vereiniger Japans, gefasst und in einem Kessel mit kochenden Öl hingerichtet. Andere Erzählungen berichten wiederum, daß er der Hinrichtung entkommen sei, der Kaiserhof aber zu beschämt gewesen sei, um dies zuzugeben.

Ein Prinzip der Koto Ryū ist „die Augen sind überall“, das heißt, man soll dem Gegner nicht in die Augen, sondern zwischen die Augenbrauen schauen. Durch den fehlenden Fokus auf die Augen des Gegners kann man das Umfeld leichter im Blick behalten. So glaubt der Gegner selbst, Augenkontakt zu haben, kann aber die eigentlichen Absichten nicht erkennen und wird letztlich verwirrt.

Die Koto Ryū beinhaltet zudem das komplette Kyūsho Jitsu (die „Kunst der Vitalpunkte“) und verwendet eine sehr seltene und außergewöhnliche Methode des Kenjutsu, bei der das Schwert so gehalten wird, als ob der Schwertkämpfer unfähig wäre. Griffe und Stellungen werden dabei ständig verändert. So gibt es in der Koto Ryū eine einzigartige Kampfstellung, die Mangetsu no Kamae, bei der das Schwert so über dem Kopf gehalten wird, dass es den Gegner mit der Reflexion des Sonnenlichts auf der Klinge blendet. Zudem wurde bei Regen die Blutrinne des Schwertes dazu benutzt, um Wasser zu sammeln, welches dann als Blendmittel in die Augen des Feindes geschleudert wurde.

Desweiteren typisch für die Koto Ryū sind die vierschneidigen „Hira Shuriken“ / „Shaken“ sowie der Messerkampf. Die waffenlosen Kampftechniken aus Koto Ryū und Gyokko Ryū finden sich auch in der Togakure Ryū Ninpo wieder. An dieser Stelle wäre ebenfalls anzumerken, dass die Techniken mit größeren Distanzen zum Gegner arbeiten. Der Angreifer muss meistens einen sehr großen oder mehrere Schritte gehen, um den Verteidiger zu erreichen. Dies zeigt sehr deutlich, dass die Koto Ryū in erster Linie für das Schlachtfeld und das freie Feld konzipiert wurde und weniger für den Kampf in den beengten Räumlichkeiten eines Hauses gedacht war.

Takamatsu Toshitsugu begann mit 9 Jahren sein Training in der Koto Ryū und wurde mit 13 Jahren zum Meister erklärt. Um die harten Techniken der Koto Ryū Koppō Jutsu ausführen zu können, ist es notwendig, die Finger und Zehen abzuhärten und zu stärken. In alter Zeit erreichten die Schüler dies dadurch, dass sie zunächst Tritte gegen Steine und Bäume durchführten und mit den Händen in Sand und Kies schlugen. Anschließend wurde dies bis hin zu großen Steinen und Felsen gesteigert. So soll Takamatsu Toshitsugu im Jahre 1960 einen Journalisten des „Tōkyō Sport Newspaper“ von der Wirksamkeit der Koto Ryū überzeugt haben, indem er einen Shako Ken („Krallenfaust“) an einem Baum ausführte und mit den Fingern fünf Löcher in die Rinde schlug.

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