Bujinkan

Dôjô-Etikette

Das Dôjô, – japanisch 道場, „der Ort (jô), an dem der Weg (dô) geübt wird” – ist der Übungsraum der Bujus. Gleichzeitig ist es auch für jeden ernsthaften Deshi (japanisch 弟子, „Schüler”) ein heiliger Ort, eine geehrte Stätte des Lernens, der Konzentration und der Meditation, ein Ort der Freundschaft, Brüderlichkeit und des gegenseitigen Respektes. Der Schrein (japanisch 神座, Kamiza, „Sitz der Götter”) an der Stirnseite des Dojos, mit dem Bild des Großmeisters Soke Masaaki Hatsumi auf einem Ehrenplatz, steht symbolisch für die höheren Werte, die Traditionen und Tugenden des Weges des Bujinkan.

Der Respekt der Bujin dem Dojo gegenüber spiegelt sich in der Dojo-Etikette, den Verhaltens- und Umgangsformen im Dojo wider:

  • Beim Betreten und Verlassen des Dôjôs verbeugt man sich zum Schrein hin
  • Das Dôjô ist als Trainingsort stets sauber und ordentlich zu halten
  • Das Betreten des Dôjôs ist nur barfuß oder mit Tabis erlaubt
  • Vor einer Übung sollten sich die Trainingspartner als Zeichen des Respektes voreinander verneigen
  • Trainigswaffen sollten mit dem gleichen Respekt behandelt und an den Übungspartner übergeben werden als wenn es echte Waffen wären
  • Benutzte Übungsgegenstände sind am Ende des Trainings wieder an ihren Aufbewahrungsort zurückzubringen
  • Eine angemessene Körperpflege und das Vermeiden scharfen oder geruchsintensiven Essens vor dem Training sollte selbstverständlich sein

Das Begrüßungs-Zeremoniell

Jede Trainings-Stunde wird vom Seinsei formell mit einer kleinen Eröffnungszeremonie begonnen und mit einer Abschluss-Zeremonie beendet. Dabei steht aus der Sicht der Deshi der höchstgraduierte Schüler in der ersten Reihe ganz rechts außen, die restlichen Schüler mit jeweils abnehmender Graduierung links von diesem. Alle nachfolgenden Reihen führen diesen Aufbau – stets rechts beginnend – fort. Auf ein Zeichen des Senseis setzen sich alle – beginnend mit dem höchstgraduierten Deshi – aus Shizen no Kamae in Seiza no Kamae ab.

Sobald alle sitzen, leitet der ranghöchste Schüler mit „Mokuso” („ruhiges Denken”) eine kurze Meditation ein. Hierbei wird die rechte Hand in die linke gelegt, die Augen sind halb geschlossen, die Zungenspitze berührt den Gaumen, um den Energiekreis im Körper zu schließen. Mit Hilfe der Bauchatmung strömt der Atem leicht und geräuschlos in den Körper hinein und wieder hinaus.

Mit „Mokuso Yame” wird die Meditation beendet, die Augen wieder geöffnet und die Handflächen mit ausgestreckten Armen auf Gesichtshöhe zusammengelegt. Der Sensei wendet sich hierbei ebenfalls dem Schrein zu und spricht die reinigenden Worte: „Shikin haramitsu daikomyo” („Bitte um Schutz und Erleuchtung”). Daraufhin klatschen alle zweimal in die Hände, um die bösen Geister – sprich negative Energien – zu vertreiben und verbeugen sich zum Schrein hin. Es folgt ein weiteres einmaliges Klatschen mit erneuter Verbeugung zum Schrein, um die guten Geister und positiven Energien einzuladen und den eigenen Geist für das Training aufzuwecken.

Der Sensei dreht sich nun wieder den Schülern zu. Mit den Worten „Onegai shimasu” („Bitte um Unterweisung”) verbeugen sich alle ein weiteres Mal voreinander. Der Sensei und anschließend die Deshi erheben sich zu Shizen no Kamae und leiten mit einer weiteren gegenseitigen Verbeugung (Rei) den direkten Beginn des Trainings ein.

Abschluss-Zeremoniell

Das Training wird mit einem ähnlichen Zeremoniell wieder beendet, nur, dass statt der Worte „Onegai shimasu” die Formel „Domo arigato gozaimashita” verwendet wird, was in etwa heißt: „Vielen Dank für den Unterricht“.